2. Oktober 2016

PRINZESSIN (FÜR DEN ABIBALL)

Wir können aus den Dingen immer das Beste, oder das Schlechteste machen. 
Aber ich hoffe, wir machen das Beste. 
Ich hoffe, wir sehen Dinge, die uns aufschrecken lassen. 
Ich hoffe wir fühlen, was wir nie zuvor gefühlt haben. 
Ich hoffe, wir treffen Menschen, die die Dinge anders sehen.
Ich hoffe, dass wir in Niederlagen Chancen sehen und in Entscheidungen Befreiung.
Ich hoffe, wir leben das Leben, das wir uns gewünscht haben und ich hoffe, wir können stolz darauf sein. 

Und wenn wir herausfinden, dass wir es nicht sind, dann hoffe ich, dass wir den Mut finden nochmal neu anzufangen:

Ich will nicht richten über die Einfachheit der Dinge, aber was ich gewiss sagen kann, ist etwas über die Möglichkeit der Dinge.
Und wir wollen nicht vermuten wer wir sein werden, in ein paar Jahren,
aber wir kommen nicht umhin, zu wissen wer waren und wer wir heute sind:

Wir wollten Feuerwehrmänner werden, sogar ich wollte Feuerwehrmann werden.
Und wenn man das so anschaut, wäre das zu erreichen so unendlich leicht gewesen.
Aber mit den Jahren wächst der Anspruch, wächst die Erwartung,
am meisten die, die man von sich selbst hat.


Die Menschen reden von „Verwirklichung“, von „entfalteter Persönlichkeit“,
während es für mich nur die Frage gab, ob mir meine Mutter die kaputte Fensterscheibe verzeiht. Aber eine reparierte Scheibe ist keine neue Scheibe und ich nicht bereit jemand Neues zu sein, jemand großes zu sein, während ich mir nur die Frage stelle, wo sind die Gläser für den Wein?


Und dann kam die Sache mit den Gläsern, ob halb voll oder halb leer,
während mein Körper noch dabei war am Alkohol von gestern Nacht zu zehren.
Und irgendwann ist man dann „offiziell erwachsen“. Und es wird erwartet, dass man die Bedeutung davon kennt.
 
Und bevor man den Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer weiß, ist man dann „offiziell dement". 

Und je älter man wird, je mehr weiß man seine Naivität von damals zu schätzen, es war alles so viel einfacher, man musste sich mit nichts auseinandersetzen. Aber man hat immer zwei Möglichkeiten:
Entweder wir bleiben stehen, sehen was wir verloren haben,

oder wir gehen weiter und schauen was wir gewinnen können.
Nie soll Aufgeben ein Thema sein,
denn mit seinen Träumen und Wünschen neben sich ist man niemals allein.

Mit dieser Armee, die sich bildet aus dir und deinen Träumen musst du losziehen.

Du musst nicht erwachsen sein, du darfst nur dem Kampf dich nicht entziehen.
Du musst nicht bereit sein dich für immer für einen Beruf zu entscheiden,
du musst nur wissen was du heute willst und dir bewusst sein über deine Möglichkeiten. Nicht für immer - nur für heute. Und morgen für morgen.
Nicht heute für morgen, nicht morgen für übermorgen. Nur jetzt für jetzt.


Und du wirst keinen Tag aufstehen müssen, an dem du einen Traum verpasst, denn du stehst nur für die Träume auf, für die du dich heute entschieden hast.

Du musst nicht zufrieden sein mit etwas, mit dem du nicht zufrieden bist.
Musst eine Sache nicht so sehen, wie sie ganz einfach nicht ist.


Musst die Wirklichkeit nicht verdrehen, dich nicht täuschen lassen,
von Menschen die nicht träumen können, Menschen, die ihre Entscheidungen der Vernunft überlassen.

Menschen die ihr Glück inszenieren in dem sie täglich auf Vernunft plädieren und sich für die Massen degradieren.

Denn weinende Menschen sehen, wenn man einen Kopfstand macht, auch lachend aus. Und wenn man die Augen zu macht, klingt der Regen wie Applaus.
Und es ist nicht zu spät heute aufzustehen und zu träumen,
auf den Bühnen der Welt, statt in den Arbeitsräumen.

Auf die Frage „Was willst du werden, wenn du groß bist?“
Antwortest du nur, wenn heute groß zu sein dein Traum ist.

Und lasst euch nicht erzählen, dass die zeit so schnell vergeht, obwohl es wirklich stimmt denn auf einmal ist man zwanzig und morgen sind es schon andere, die zwanzig sind. Wir müssen nicht erwachsen sein, um groß zu sein,
und an dieser Stelle fällt mir kein passender Reim ein.
Weil sich Selbstverwirklichung nicht auf Spaß reimt.


Wenn die Schnelllebigkeit der Zeit ein Zeichen von Bewegung ist,
dann hoffe ich, dass das, was euch bewegt, morgen nicht verschwunden ist. Dass in Zeiten wie diesen wir festhalten können an dem, was wir uns wünschen,

und wenn’s in Berlin nicht klappt, dann gehen wir halt nach München.
Wir sind groß geworden in einem Meer von Berufen,
deshalb wünsch ich uns von Herzen, dass wir finden, wonach wir suchen.


Wenn wir nicht mehr gehen können, versuchen wir halt zu fliegen,
und denkt daran euer Haus nicht aus Stroh zu bauen, sondern aus Ziegeln.
Egal wer oder was wir sein werden in ein paar Jahren,
das werden wir noch früh genug erfahren.
Was ich weiß ist, wir fingen an vor 13 Jahren in einem Klassenzimmer,
und heute sind wir hier als des Abend’s Gewinner.


Egal ob Sport, Technik, Medizin oder Kunst,
erheben wir jetzt das Glas und trinken einfach auf uns.

Und versuche ich die Frage des Berufes in ein paar Gedanken zu klären. Wäre meine Antwort heute:
Vielleicht sollte ich doch Prinzessin werden. 



(C) SARAH ECKARDT

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